Pferdebetriebe nachhaltig erfolgreich bewirtschaften

Wie kann ein Pferdebetrieb artgerechte Pferdehaltung mit wirtschaftlichem Erfolg verbinden? Wie können Mitarbeiter durch nachhaltiges Wirtschaften zu einem zufriedenen und loyalen Team entwickelt werden? Wo genau muss für den Werterhalt der Reitanlage investiert werden? Dieser Artikel liefert Antworten darauf, wie ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit jeden Pferdebetrieb auf den Kopf stellen könnte. Denn Nachhaltigkeit ist eine riesige Chance. Deswegen ist dieser Artikel ein Aufruf an alle Betriebsleiter!

Vorteile nachhaltigen Wirtschaftens

Ökologisch nachhaltig zu wirtschaften heißt z. B. Ressourcen zu sparen und damit die Kosten zu senken. Nebenbei wird dadurch die Umwelt geschützt. Sozial zu agieren bedeutet, sich der Bedürfnisse von Einstellern, Mitarbeitern und nachfolgenden Generationen bewusst zu werden. Ökonomische Nachhaltigkeit kann den Werterhalt der Reitimmobilie darstellen. Es wird also allen betrieblichen Erfolgsfaktoren die nötige Aufmerksamkeit geschenkt.

Das Besondere dabei ist, dass die Wertschätzung in allen Bereichen zum Betrieb und damit zum Betriebsleiter zurückkommt. So könnte die Hofstelle mit Starkregenereignissen besser zurechtkommen, die Mitarbeiter besonders loyal und motiviert zur Arbeit kommen oder ein harmonischer Betrieb durch eine intakte Infrastruktur gewährleistet sein. Oder um es mit Albert Schweitzer zu sagen: „Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinausgibt, geht nicht verloren.“

Was meint Nachhaltigkeit?

Ursprünglich kommt der Begriff der Nachhaltigkeit aus der Forstwirtschaft. Dabei ging es um ein Bewirtschaftungsprinzip, dass zwar das Abholzen von Bäumen ermöglichte, gleichzeitig aber der Forst insgesamt erhalten bleiben sollte. Es sollte also nur so viel Holz im Wald geschlagen werden, wie nachwachsen konnte. Dadurch blieb der Forst für nachfolgende Generationen als Einkommensquelle erhalten.

Ausgedacht hat sich das der Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645 – 1714).

Pferdebetriebe nachhaltig bewirtschaften
Bildquelle: © Gottfried Carls | shutterstock.com

Pferdebetriebe ökologisch bewirtschaften

Der Tag der Erdüberlastung ist der Tag, an dem die nachhaltig nutzbaren Ressourcen des Jahres verbraucht sind. Dieser „Earth Overshoot Day“ war in Deutschland 2022 bereits Anfang Mai. Von einer ökologischen Vorbildlichkeit für andere sind wir damit weit entfernt. Damit provozieren wir Folgen wie Klimawandel, Artensterben und schrumpfende Wälder. Für Pferdebetriebe bedeutet dies Ernteausfälle, steigende Kosten für Futter, Einstreu und Bewässerung usw.

Der Overshoot Day macht unmissverständlich klar, dass in Sachen Umweltschutz mehr Tempo erforderlich ist. Auch Pferdebetriebe können viel für den Umweltschutz tun – und von den Folgen profitieren.

Ausgewählte Maßnahmen können sein:

  • Flächenversiegelung verringern (Nebenräume ins Obergeschoss)
  • Wasserverbrauch reduzieren (durch unterirdische Tropfbewässerung)
  • Beleuchtungskosten verringern (verstärkt Tageslicht nutzen)
  • Reparieren und Downcyceln (weniger konsumieren)
  • Verpackungen vermeiden (große Gebinde kaufen)
  • Natürliche Materialien einsetzen (Hecken statt Zäune)
  • Lebensräume schaffen (Blühstreifen und Totholzstapel)
  • Hitzeinseln vermeiden (durch natürliche Verschattung)

Wertschätzung durch soziale Nachhaltigkeit

Für die soziale Nachhaltigkeit ist ein gesunder Betrieb erforderlich. Denn faire Bezahlung, Weiterbildungen und mechanische Arbeitsunterstützung kosten Geld. Doch zuverlässiges Personal ist enorm viel Wert. Denn es kümmert sich täglich um das Wohl von Mensch und Pferd und hat damit direkten Einfluss auf den Erfolg des Betriebes.

Damit sich Kunden, Mitarbeiter und Familienmitglieder wohlfühlen und der Betrieb allen dient, können folgende Maßnahmen umgesetzt werden:

  • Faire Arbeitsverträge mit angemessener Entlohnung (auch der Familie!)
  • Attraktive Arbeits-, Pausen- und Übernachtungsbereiche schaffen
  • Weiterbildungen anbieten
  • Unterstützung durch Mechanisierung (Hoftrack mit Kabine)
  • Generationswechsel rechtzeitig vorbereiten
  • Nachfolgende Generation wertschätzend einbinden
  • Angebote für umliegende Bewohner schaffen (Hofcafé, Tag der offenen Tür)

Auch Geschlechtergleichheit und Akzeptanz von Transgender gehören dazu. Wir verzichten in unseren Artikeln übrigens nur wegen der besseren Lesbarkeit auf Gendersternchen*innen, wollen aber dennoch alle Menschen gleichermaßen ansprechen und begeistern.

Wirtschaftlich nachhaltig agieren

Zunächst muss der Betrieb in die Lage versetzt werden ausreichend Gewinne zu erwirtschaften. Statt diese aus dem Unternehmen zu ziehen und dadurch den Pferdebetrieb langfristig auszuhungern (wie eine Mähwiese, die nie gedüngt wird), soll der Großteil des Gewinns dort verbleiben und Werte schaffen.

Dadurch soll der Wert des Betriebes langfristig erhalten und die Wirtschaftlichkeit noch verbessert werden. Gleichzeitig muss aber auch die Betriebsleitung vernünftig entlohnt werden.

  • Reinvestition in den Betrieb (alte Stalltrakte modernisieren)
  • Verbesserung der Artgerechtigkeit
  • Abfedern von Folgen des Klimawandels (Starkregen und Hitze)
  • Sichern der Liquidität
  • Gezielte Befriedigung ausgewählter Kundenbedürfnisse (Zielgruppendefinition)
  • Wertschätzende Kommunikation mit Kunden

Wie soll Nachhaltigkeit bezahlt werden?

Als Voraussetzung für eine strategische Betriebsausrichtung ist zunächst eine funktionierende Geschäftsidee mit einer passenden Immobilie zu nennen. Zwar lässt sich jeder Betrieb neu ausrichten, dazu ist aber Kapital erforderlich. Entweder kann die (künftige) Betriebsleitung das Volumen selbst stemmen oder ist kreditwürdig und darf mit einem Darlehen von der Bank rechnen.

Pferdebetriebe nachhaltig bewirtschaften
Bildquelle: © Syaamil Ruslan | shutterstock.com

Je weniger Nachhaltigkeitsaspekte auf dem Betrieb in der Vergangenheit berücksichtigt worden sind, desto nötiger sind sie jetzt. Dafür ist ein Maßnahmenplan zu erstellen, um den Betrieb u. U. kurzfristig wieder wettbewerbsfähiger zu machen. Dazu könnten gezielte und überschaubare Modernisierungen, Preisanpassungen oder eine Kommunikationskampagne gehören.

Nachhaltigkeit richtig kommunizieren

Sinnvoll ist natürlich das nachhaltige Agieren des Pferdebetriebes auch zu kommunizieren. Mit Fingerspitzengefühl. Dazu gehört vor allem ehrlich und glaubwürdig zu sein. Letztlich entsteht dadurch ein positives Betriebsimage, das vollkommen in unsere Zeit passt, eigentlich alternativlos ist.

Es könnte als Alleinstellungsmerkmal neue Umsatzpotenziale freisetzen und die Vitalität des Betriebes deutlich verbessern. Es könnte das Ergebnis zufriedener Pferde und Menschen widerspiegeln. Es könnte nichts weniger, als die ganze Pferdebranche auf den Kopf zu stellen.

Es ist ein ganz eigenes Thema das „Tue Gutes und rede darüber“. Daher widmen wir uns diesem wichtigen Thema „Nachhaltigkeit richtig kommunizieren“ mit einem eigenen Blogbeitrag. Denn durch die sozialen Netzwerke wandelt sich das Motto schnell zu „Tue Gutes und lass alle daran teilhaben“. Zudem reicht es nicht nur Gutes zu tun, Ziel muss sein, Gutes zu bewirken.

Der richtige Zeitpunkt dafür ist jetzt.

Dies ist ein Aufruf.